Design Thinking Workshop – Ein neuer Blick auf ANSA

ANSA Design Thinking Workshop 2019

Design Thinking ist aktuell in aller Munde, wenn es darum geht neue Ideen zu entwickeln, und eine neue Herangehensweise an Projekte und Fragestellungen zu wagen – das ist gerade für ein Netzwerk wie ANSA interessant. Ursprünglich als Innovationsmethode für Produkte und Services an der Universität Stanford entwickelt, bietet es die Möglichkeit, gemeinsam kreativ zu sein, zu interagieren, strukturiert und gleichzeitig in kurzen Zeiträumen zu Ergebnissen zu gelangen. Im Mittelpunkt des Ansatzes stehen immer die beteiligten Akteur*innen.

Für ANSA kommt das wie gerufen. Das DAAD Alumni Netzwerk Subsahara Afrika besteht nun schon seit 10 Jahren – ja wir feiern also dieses Jahr Jubiläum als Netzwerk und in zwei Jahren als Verein. Da wird es Zeit, sich zum einen mal wieder selbst zu vergewissern, wo wir als Verein stehen und zum anderen zu schauen, wo wir in Zukunft hinwollen.

Im Vorfeld des diesjährigen ANSA Strategie- und Arbeitstreffens hat sich deshalb eine Gruppe von ANSA Mitgliedern, genau genommen die der „Conference Interim Working Group“, vom 22. – 24. Februar 2019 in Berlin getroffen. Im Rahmen eines Design Thinking Workshops ging es um konkrete Vorschläge, welche Formate alte und neue ANSAs spannend finden – also wie der weitere Austausch in Zukunft aussehen soll, und wie konkret das Konferenzkonzept optimiert werden kann. Hinzu kommt, dass sich über die letzten Jahre immer mehr Menschen für unseren Verein interessiert haben – sowohl ehemalige deutsche und afrikanische DAAD Stipendiat*innen, sowie aktuelle Stipendiat*innen, sodass die Nachfrage zu den Konferenzen kontinuierlich gestiegen ist. Dies hat folglich zu mehr Konferenzteilnehmer*innen geführt (dieses Mal gab es 250 Anmeldungen für 75 Plätze). Die Zahl an Vereinsmitgliedern ist ebenso gestiegen: aktuell liegt diese im dreistelligen Bereich. So erfreulich diese Entwicklung ist, so bringt sie auch ein paar Herausforderungen mit sich. Die Conference Interim Working Group hat sich deshalb in dem Design Thinking Workshop und in der anschließenden Zeit Gedanken gemacht, wie Konferenzformate sowie die Konferenzinfrastruktur verändert werden können, um eine angemessene Weiterentwicklung zu ermöglichen. Der Workshop war dem ANSA Strategie- und Arbeitstreffen zeitlich vorgelagert, da dieses vereinsinterne Treffen immer den Auftakt der Konferenzplanung bildet. Wie auch bei den Strategietreffen fand der Workshop in den Räumlichkeiten der „Werkstatt der Kulturen“ in Berlin statt.

Die Idee und Umsetzung des Design Thinking Workshops war somit eine Antwort auf die oben genannten Entwicklungen. Bereits letzten Oktober hatte sich die „Conference Interim Working Group“ direkt nach der Konferenz gebildet. Die Arbeitsgruppe bestand aus einem Team von acht ANSA-Mitgliedern aus Deutschland, Kamerun, Mosambik und Nigeria, die bereits teils mehrere Male an ANSA-Konferenzen teilgenommen hatten, sowie Lea Gleixner, ANSA-Alumna als Workshopleiterin, die bereits vielfältige Erfahrung mit dem Design Thinking Ansatz gemacht hat.

ANSA Design Thinking Workshop 2019
ANSAs in Aktion

Elementare Teile eines Design Thinking Workshops sind das Arbeiten ohne Hierarchie in einer interdisziplinären Gruppe von 5-9 Personen, das Sammeln von Nutzer*innenfeedback (in diesem Fall Konferenzteilnehmende), das Nutzen kreativer Methoden (Visualisierung durch Post-its, Brainstorming, Warm-Ups) und das Testen ausgewählter Ideen. Design Thinking wird sowohl im Non-Profit-Bereich (bsp. IDEO.org), als auch im Privatsektor angewandt. Es erfreut sich großer Beliebtheit in der Produktentwicklung, der Unternehmenskommunikation, der Entwicklung von Dienstleistungsangeboten, bis hin zum Sozialunternehmertum seit Beginn der New Work-Ansätze.

Die Design Thinking Methode verläuft nach fünf Phasen. So startete der Samstag mit der:

Scoping Phase

Nach einer generellen Einführung in die Methode und einer Rekapitulation der ANSA-Konferenz 2018 ging es in die „Scoping Phase“. Hier ging es darum, die Herausforderungen konkret zu benennen und eine Formulierung zu finden, die von allen Teilnehmenden gleichermaßen getragen wird. Die sogenannte “Design Challenge”, die erarbeitet wurde, lautete „Re-design a way for a growing number of alumni, scholarship holders and other stakeholders to actively participate in a memorable ANSA conference to foster relations between Germany and Sub-Saharan African countries.“ Daraufhin war das Team gefragt, konkrete Annahmen über die Herausforderungen und Wünsche der Teilnehmenden und OrganisatorInnen der letzten Konferenz zu überlegen und zu formulieren.

Research Phase

In der nächsten Phase, der „Research Phase“ entwarf das Team einen Fragebogen, um die vorher gemachten Annahmen zu überprüfen. Die Annahmen des Teams betrafen beispielsweise den Ablauf der Registrierung, das Fehlen des Team Cookings, die Logistik und die Themenauswahl. Anschließend führten die Mitglieder der Arbeitsgruppe sieben Interviews mit Konferenzteilnehmenden durch. Dies fand sowohl telefonisch als auch vor Ort statt.

Synthesizing Phase

Nach der Mittagspause kam die nächste Phase, die „Synthesizing Phase“. Hier wurden die Ergebnisse der Interviews von den jeweiligen Interviewten nach dem Storytelling-Prinzip mit der gesamten Arbeitsgruppe geteilt und auf Post-its sichtbar aufgehängt. Aus der Fülle der Interviewergebnisse kristallisierte die Arbeitsgruppe zentrale wie auch wiederkehrende Aspekte heraus. Zu dreien dieser Aspekte, dem Bedarf an Networking-Aktivitäten, dem Programmaufbau und der Selbstmotivation des Organisationsteams, wurden wiederum Fragestellungen entwickelt, für die in der darauffolgenden „Ideation Phase“ Ideen generiert werden sollten.

Nachdem der Samstag mit einem äthiopischen Abendessen zu Ende ging, widmete sich der Sonntag den letzten beiden Phasen:

Ideation

Die „Ideation Phase“ besteht aus einer Reihe von Methoden, anhand derer möglichst viele Ideen – unabhängig von ihrer Umsetzbarkeit – entwickelt und auf einzelnen Post-its notiert werden sollen. Die ANSA-Arbeitsgruppe generierte Ideen nach den Brainstorming Methoden “Silent Brainwriting”, „Brainstorming with Constraints“ und „Ideate – Build – Destroy – Rebuild”. Die Fülle an Ideen wurde anschließend mit der Gruppe geteilt, in ähnliche Bereiche gegliedert und in einer Matrix nach Aufwand und Effekt/Wert kategorisiert. Eine Idee mit hohem Wert und vergleichsweise geringem Aufwand war die Erarbeitung eines Netzwerkformats, das trotz einer hohen Teilnehmendenzahl auf der Konferenz das Networking innerhalb der ANSA-Konferenz strukturiert und effizient ermöglicht.

Prototyping

In der „Prototyping Phase“ geht es darum, ausgewählte Ideen in sogenannte Prototypen umzuwandeln, das heißt, Modelle der Ideen, welche mit geringem Aufwand erstellt werden, und das Testen bei der Nutzer*innengruppe erlauben. In unserem Fall wurden zwei konkrete Formate zum fachlichen Austausch, „Fishbowl-Discussion“ und „B2B-Workshop“ ausgearbeitet. Zudem erstellte die Arbeitsgruppe einen Vorschlag für ein Konferenzprogramm, das über Ideen zum Netzwerken, zum fachlichen Austausch, sowie über eine verbesserte Struktur verfügt. Diese Strukturierung des Programms sieht vor, die beiden Keynote-Vorträge auf den Samstag zu legen. Diese Präsentationen werden dann durch eine interaktive Podiumsdiskussion abgerundet. Das ermöglicht einen intensiveren Austausch unterschiedlicher Perspektiven auf das Konferenzthema, und erzeugt damit einen zusätzlichen Mehrwert –  im Gegensatz zu den bislang voneinander getrennten Vorträgen und Diskussionen. Neben dem fachlichen Input und Austausch steht der Konferenzsamstag dann ganz im Zeichen des Netzwerkens. Drei Zeitfenster werden hierfür eingeplant, um im Laufe des Samstags durch unterschiedliche Methoden angeleitete Networking-Formate durchzuführen. Am Sonntag läge der Fokus auf den Beiträgen der Teilnehmenden. In welchem Format diese Beiträge erfolgen, wird eine Untergruppe des Konferenzorganisationsteams ausarbeiten. Die vorgestellte Struktur folgt nun einem inhaltlichen roten Faden und bietet neben Networking-Elementen, fachlichen Input und Austausch auch die Möglichkeit für die Teilnehmenden, ihre eigenen Themen zu platzieren.

Feedback zu den generierten Ideen sammelten die Mitglieder der Arbeitsgruppe beim ANSA-Strategie- und Arbeitstreffen Mitte März 2019 in Berlin. Dieses Feedback hat die „Interim Conference Working Group“ bereits eingearbeitet. Der finale „Test“ der Ideen ist die ANSA-Konferenz in Oldenburg vom 11.-13.Oktober 2019. Innerhalb des Konferenzorganisationsteams ist jede*r der Mitglieder der Arbeitsgruppe beauftragt, die Umsetzung einer bestimmten Idee als „Ideen-Pat*in“ zu begleiten.

Da das jährliche Strategie- und Arbeitstreffen neben der Konferenz sämtliche vereinsrelevanten Themen behandelt, war der zweitägige Workshop eine willkommene Gelegenheit, sich tiefergehend mit den Zielen der ANSA-Konferenz, wie auch den Bedürfnissen und Wünschen der Teilnehmenden zu beschäftigen. Die ANSA-Konferenz wird von den Teilnehmenden selbst getragen und lebt von der Motivation und Inspiration durch jede*n Einzelne*n, sowohl was die inhaltliche Unterstützung, als  auch den tatkräftigen Beitrag im Konferenzorganisationsteam anbetrifft. Die Bedürfnisse der Teilnehmenden zu verstehen, und die Konferenz – mit den gegebenen Möglichkeiten – darauf aufzubauen, ist daher ein wichtiger Teil der Vereinsarbeit und ein wichtiges Element für die Zukunft des Alumni-Netzwerks.

Autorinnen: Alexandra Unger, Lea Gleixner, Simone Beetz