10-Jahre ANSA e.V. – Past, Present and Future als Netzwerk zwischen Afrika und Deutschland

Let´s get started – Von den ANSA-Anfängen

Einfach loslegen, Neues wagen, neugierig austauschen und aktiv werden in einem Netzwerk, das Studierende und Alumni aus Deutschland und dem afrikanischen Kontinent verbindet – alles das ist ANSA e.V. seit zehn Jahren. Daher reicht hier kein einfacher Rückblick auf diesjährige ANSA-Jahreskonferenz in Bielefeld; vielmehr soll dies ein Gesamtblick auf ANSA und die Entwicklung als Verein sein.

Alles begann 2009 mit einer Einladung an ehemalige deutsche DAAD-Stipendiat*innen, die in Subsahara Afrika studiert hatten. Bei spielerischem Kennenlernen der Teilnehmenden wollte der DAAD die eingeladenen Alumni miteinander in Kontakt bringen. Dabei stand ein Ball im Mittelpunkt, der nicht nur symbolisch gesehen alles ins Rollen brachte. Hier kamen die ersten Ideen auf, was ANSA sein könnte. Der Netzwerkgedanke, eine Brücke zwischen Deutschland und dem afrikanischen Kontinent zu bilden und internationale Politik in den Blick zu nehmen, sich wissenschaftlich interdisziplinär auszutauschen und den vielfältigen Projekten der ANSA Mitglieder eine Bühne zu bieten, waren schon damals Themen. Heide Albertin, damalige Mitarbeiterin des DAAD Referats Subsahara Afrika erinnert sich an diese Anfangsphase so:

„Von Seiten des DAAD gab es zu dieser Zeit den (verstärkten) Wunsch, mehr deutsche Studierende und Doktoranden für Afrika zu interessieren.(…) In den Jahren zuvor waren die afrikanischen Länder zunehmend in den Fokus des politischen Interesses gerückt, das sich 2011/12 unter anderem in zwei, vom BMBF aufgelegten, Förderprogrammen für Kooperationen deutscher mit afrikanischen Hochschulen ausdrückte. Zu den Schwerpunkten gehörte der Austausch von Studierenden und Doktoranden. Das ging einher mit einer zunehmenden Wertschätzung der Arbeit von Alumni.“

Jubiläumskonferenz – DAAD gratuliert zu 10 Jahre ANSA e.V.
Wo alles mit ANSA e.V. begann – DAAD Haupsitz in Bonn

 

 

 

 

 

 

 

 

Der DAAD teilte unsere Austauschfreude und unterstützte unsere Treffen von Beginn an mit finanzieller und ideeller Förderung. Zu diesem Zeitpunkt hatte der DAAD zwar ein paar Alumni Vereine, aber keinen im Bereich Subsahara Afrika. Unsere Initiative uns durch die Gründung eines Vereins zu organisieren, wurde deshalb vom DAAD sehr begrüßt. Dies spiegelte sich auch in der Grußbotschaft Heidi Wedels, Leiterin des DAAD-Alumnireferats zum ANSA Jubiläum wider:

„Das DAAD-Alumnireferat gratuliert Ihnen ganz herzlich zum 10-jährigen Bestehen Ihres Vereins! Wir freuen uns mit Ihnen, dass Ihr Verein, zu dem der DAAD damals einen Anstoß geben konnte, sich über die Jahre hinweg durch viel ehrenamtliches Engagement nicht nur am Leben gehalten hat, sondern gewachsen und gereift ist.“

In Marburg trafen wir uns 2010 erstmals, nach zwei vom DAAD initiierten Treffen in Bonn, selbstorganisiert. Auf diesem Treffen beschlossen die anwesenden deutschen Alumni, dass zu einem Netzwerk, das Afrika und den DAAD als verbindende Elemente hat, natürlich auch die afrikanischen Stipendiant*innen des DAAD in Deutschland gehören müssen. Gesagt, getan: auf unserer ersten inhaltlichen Konferenz in Berlin diskutierten deutsche Alumni und afrikanische Stipendiat*innen zum fachlichen Thema Nachhaltigkeit, aber auch intensiv über die Notwendigkeit und Implikationen einer Vereinsgründung. 2011 fand dann in Bremen die Gründungskonferenz statt. Nachdem Vereinsmodalitäten geklärt waren und es eine Liste mit Gründungsmitgliedern und die Wahl des ersten Vorstandes gab, war ANSA e.V. geboren.  Mit dem Verein als rechtlicher Grundlage unserer Arbeit, der damit verbundenen identitätsstiftendenden Namensgebung und den vielen aktiven Mitgliedern wuchsen unsere jährlichen Konferenzen und Strategietreffen stetig an. Zuletzt wurde der Name „Alumni Netzwerk Subsahara Afrika“ in „Afrika Netzwerk Studierende und Alumni“ geändert, um Teilnehmende aus Nordafrika miteinzubeziehen. Die Abkürzung „ANSA e.V.“ aber blieb.

United Together in Exchange – Der ANSA Spirit entwickelt sich

Danach ging es nicht nur an unterschiedliche Orte bei den Jahreskonferenzen – Frankfurt am Main 2012, Leipzig 2013, Lingen 2014, Bayreuth 2015, Gießen 2016, Hamburg 2017, Halle an der Saale 2018, Oldenburg 2019 und Passau 2020 – sowie bei den Strategietreffen immer wieder nach Berlin, sondern auch thematisch bunt gemischt zu. Die Themen der Konferenzen lauteten:

  • Sustainability
  • Power.Media
  • Urban Lifestyles and subculture
  • Modern Science and Spirituality
  • Sustainable Innovations in Natural Resources Management
  • Lifelong Learning
  • Social Entrepreneurship
  • European African Relations – a Single Story?
  • Ubuntu as a Way Forward for Politics, Society, and Economy

Hinzu kamen Socializing Formate, wie das kulturelle Freitagsprogramm bei der Anreise an den Konferenzorten mit thematischen Stadtführungen und Museumsbesuchen, afrikanische Abendessen sowie das berühmte Team Cooking, bei dem alle Teilnehmenden, teils bis zu 80 Personen, in verschiedene Gruppen gelost werden, um gemeinsam einen Teil des Abendessens zu kochen oder zu backen. Hierbei entsteht immer ein neuer gemeinsamer Spirit. Das, was ANSA ausmacht, zeigte sich unter anderem beim Team Cooking während der Konferenz 2015 in Bayreuth:  Die Infrastruktur versagte, in der Küche funktionierte nichts. Kurzerhand wurde eine andere Küche ausfindig gemacht und in einer gemeinsamen Kraftanstrengung das Abendessen erstellt. Zugleich wurde getanzt und gefeiert – eben das Beste aus der Lage gemacht. Was eine Teilnehmende aus Westafrika dazu brachte zu sagen: „Oh my god, YOU are all Africans!“ Diese Szene der Konferenz in Bayreuth zeigt im Kern was ANSA ist, wie es Andreas Rothe ANSA-Gründungsmitglied und langjähriges ANSA-Vorstandsmitglied zusammenfasst:

“Maybe saying that we actually are all African would go a bit too far. But I will say this: I think we are all a bit African here. And we are all a bit German here. All of us have had experiences in Germany and in one or several African countries. So we are influenced by both continents, Europe and Africa. Even as individuals, we are a bit of a mix, with different dosages of different cultural influences. And I like that. We mix and we learn from each other.”

Kulturelles Programm – Stadtführung in Bielefeld 2021
Abendprogramm & Socializing – Team Cooking in Bayreuth 2015
ANSA Spirit to be continued – Team Cooking in Oldenburg 2018

 

 

 

 

 

 

 

Nach zehn Jahren regelmäßiger Treffen, Konferenzen, gemeinsamem Kochen und Tanzen, Diskussionen und Austausch an verschiedenen Orten in Deutschland, gab es auch für ANSA 2020 einen harten Schnitt. Corona-bedingt mussten wir unser Strategietreffen online organisieren, bei denen der „ANSA Spirit“ und der Wille, sich auszutauschen und etwas gemeinsam zu bewegen, trotz der Einschränkungen und Verunsicherung durch die Pandemie spürbar waren. Cay Etzold, ehemaliger Leiter des DAAD Afrikareferats, formulierte seine Grußbotschaft zum ANSA-Jubiläum deshalb so:

An der Geschichte teilzunehmen bedeutet auch, ihre komplexesten Momente und die damit verbundenen Herausforderungen und Schwierigkeiten selbst zu erleben.” So hieß es auf der Webseite zur letzten Konferenz.” (…) Ubuntu as a way forward for politics, society, and economy (in and between Africa and Europe).” Möge diese Ubuntu-Philosophie auch weiterhin für ANSA e.V. ein Motto bleiben. Ich wünsche dem Verein für die nächsten zehn Jahre viel Erfolg, zahlreiche Mitglieder, die den Erfahrungsaustausch erweitern und sich gegenseitig unterstützen.“

ANSA Mitglieder teilten Ihre unterschiedlichen Erfahrungen während der Corona Pandemie und schafften so einen gemeinsamen Rahmen in den Diskussionen. Insofern zeigte sich ANSA auch in dieser Zeit pragmatisch, effektiv und kreativ.

Neue Herausforderungen, neue Formate – Virtuelles Strategietreffen 2020
Neue Perspektiven – Design Thinking Workshop in Berlin 2019
ANSA entwickeln – ANSA Strategietreffen in Berlin 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

Zudem wurde sichtbar, wie zentral der persönliche Austausch ist – wenn auch virtuell – um Eindrücke aus der ganzen Welt zu sammeln und diese aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Carla Dietzel, ebenfalls ANSA-Gründungsmitglied und langjähriges ANSA-Vorstandsmitglied, fasste dies so zusammen:

“And we did not only manage to meet. We managed to exchange. (… ) Listening to the stories of fellow ANSAs around the world brought the global crisis closer. And it made the differences in how it affected people in different parts of the world more real. When I hear about the Covid situation getting worse in Africa, I now also think of stories I heard from ANSAs from all over the continent. It makes the situation more real. And when you know people from all over the world, when you have spaces to exchange with them regularly, the question of global solidarity becomes a very personal question.”

ANSA ist einer der Kanäle, der Menschen verbindet, auch in den außergewöhnlichsten Umständen.

Big Milestone reached – Zehn Jahre ANSA und eine Jubiläumskonferenz

Dieses Jahr fand unsere Jubiläumskonferenz „10-Jahre ANSA e.V. – Past, Present and Future als Netzwerk zwischen Afrika und Deutschland“ in Bielefeld statt. Wie immer mit spannenden Gästen, die beide Welten kennen, Keynote Speeches, Mitgliederprojekten und Präsentationen, langen Diskussionen und langen Abenden unter anderem mit einer Trivia Night rund um das ANSA Jubiläum und kulinarischen Höhepunkten mit einem African Dinner und einer ANSA-Geburtstagstorte.

ANSA Jubiläumskonferenz – Past, Present and Future
10 Jahre ANSA e.V. – Geburtstagsfeier mit Torte
ANSA Executive Board 2021-2023

 

 

 

 

 

 

 

Die Themenvielfalt der präsentierten Mitgliederprojekte reichte von “Labor Market Participation of African Women Refugees and Immigrants in Germany” (Salsawit Kassaye), “FeesMustFall – Students, Smartphones and Social Media: Digital Agency and the rise of a new generation on South Africas Post-Apartheid campuses” (Matthias Fritz José Schulze), “(Ir)Relevance of Peace? Peace in the context of the conflict-displacement nexus” (Nadine Segadlo), “Indian-South African networks in past and present South Africa” (Julia Koch), “Epistemology and social change in postcolonial Africa” (Osee N’tcha) bis zu “Community Tourism: Using the Past to Generate Strategies for a Sustainable Future” (Maria Hetzer).

Die Konferenz startete aber mit Videos – ganz im ANSA-Spirit teilten einzelne ANSA Mitglieder, was sie mit dem Verein verbinden. In drei Worten – oder auch mehr. Hierbei gingen die ehemaligen Vorstands- und Gründungsmitglieder aus dem ersten ANSA-Vorstand Lisa Wennekes, Robert Lenk und Christian Seidel auf die Anfänge ein und hoben den Aspekt „des ins Rollen zu bringenden Balls“ hervor. Sie erzählten, wie aus kleinen Dingen etwas Großes entstanden ist – ein wachsender Verein mit einer großen Vielfalt und sehr engagierten Mitgliedern. Babette Abanda, ein langjähriges ANSA-Mitglied, mit ehemaliges ANSA-Vorstandsmitglied sowie Engagement in der Foto-Projektgruppe, beschrieb dies in Ihrem Videostatement wie folgt:

„ANSA has taught me to be more active, more resilient and how to make new friends, as well as key aspects of intercultural relationships.“

Andreas Rothe fasste es so zusammen: „Wie beschreibst du ANSA in drei Worten. Ich würde sagen – flexibel, international und interdisziplinär.“

Eduardo F. Buanaissa, aktueller ANSA-Vorstandsvorsitzender und seit 2018 im Verein, unterstrich in seinem vorab gedrehten Video, die positive Herangehensweise, das gemeinschaftliche Denken und Handeln.

Keynote Speech und Paneldiscussion – Edith Kimani (Journalistin Deutsche Welle)
Mitgliederprojekte im Fokus – Präsentationen und spannende Diskussionen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer Höhepunkt fand auch gleich zu Beginn der Konferenz statt. Dies war die Keynote Speech von Edith Kimani, Journalistin für die Deutsche Welle, mit dem Titel: „How living in Europe taught me to write about Africa.“ Sie griff dabei das Thema der sich wandelnden Perspektiven auf, wenn man „beide Welten“ Europa und Afrika kennengelernt hat. Außerdem hob sie hervor, wie wichtig es sei, sich die Narrative der Geschichten beider Kontinente anzuschauen, um eine differenzierte Perspektive anzubieten. Eine weitere Keynote Speech hielt Clément Klutse, togolesisch-deutscher Politiker und Gründer der afrikanischen Unternehmernacht in Hamburg, mit dem Titel: „Role of the African Diaspora in  the German investment strategy in Africa: Challenges and Opportunities“. Er verwies darauf, dass mittlerweile jede*r fünfte Gründer*in in Deutschland einen Migrationshintergrund habe, unter anderem aus Afrika, aber nach wie vor nur sehr wenige deutsche Unternehmen in Afrika investierten. Die afrikanisch-deutsche Diaspora könnte hier neue Wege ebnen.

Carla Dietzel brachte in ihrer Keynote Speech zum Ausdruck, wie wichtig dieser Austausch zwischen verschiedenen Leuten nicht nur bei ANSA, sondern im Allgemeinen sei:

„For all of us here, it might be a commonplace, but in my experience, it still needs to be said and repeated: We talk “about” others and “about” the other far too often instead of talking to others. And we tend to stick to our well-known social circle, to people that are like us, to people that look like us, to people that think like us. People feel uncomfortable with the unknown. And discomfort all too often becomes fear, and fear becomes hatred. And lack of knowledge becomes ignorance and self-interest. (…) Last year, I realized once again how much ANSA is able to create a space for me, in which I have the possibility to exchange with people and talk to people that I might not meet otherwise. People that live in different countries, people that come from different countries, people that have different professional backgrounds.”

Daran schloss sich eine sehr spannende Paneldiskussion über „Past, Present and Future of African-German relations“ an. Hierbei wurde von allen Beteiligten immer wieder bekräftigt, dass es mittlerweile einen stärkeren Austausch gibt, allerdings weiter viele Herausforderungen bestehen und reichlich Raum für mehr gemeinsames Handeln bleibt.

„Afrikanisch-deutsche Erfahrungen haben uns zusammengebracht und ANSA hält uns zusammen. Mit jedem neuen Mitglied, neuen Perspektiven und frischer Energie, mit jedem alten Mitglied, das Erfahrung, Expertise und langjähriges Engagement mitbringt“, so Carla Dietzel, „eröffnen und gestalten wir einen Raum für Austausch und Verbindungen zwischen verschiedenen Leuten.“

ANSA is what we make of it

“ANSA is what we make of it.” Dies ist und bleibt ein wichtiger Satz für unseren Verein, und so haben sich über die Jahre viele verschiedene Leute mit ganz unterschiedlichen biographischen und wissenschaftlichen Hintergründen bei den Konferenzen und Strategietreffen eingebracht. Andreas Rothe greift dies in seiner Rede bei der Jubiläumskonferenz In Bielefeld auf:

“And I am glad to say that ANSA also turns natural scientists a bit into social scientists. And we turn social scientists a bit into natural scientists. So, we meet people, we might not meet otherwise and we learn from each other. We’ve done that for 10 years or more, and we hope we’ll continue to do it.”

ANSA Keynote Speech – Carla Dietzel
ANSA e.V. – Im Austausch bleiben
ANSA Trivia Night 2021 – Zusammen mehr erreichen

 

 

 

 

 

 

 

Zudem wurden gemeinsame Ideen und Projektgruppen geboren, wie eine Mediengruppe zuständig für Livestreams, Fotoausstellungen organisiert, ein Magazin und dann ein Blog entwickelt,  Regionaltreffen veranstaltet für den informellen Austausch zwischendurch und vieles mehr. Dabei gab es stets eine Mischung aus Kontinuität und Wandel. Carla Dietzel ergänzte dies in Ihrer Keynote Speech zur Konferenz, indem Sie betonte – bei aller administrativen Arbeit, die ein Verein mit sich bringt:

„And I just love what we built together, what we are still creating together. The connections, the content, the ANSA spirit.”

Bei der Konferenz bezeichnete Eduardo F. Buanaissa diesen Zusammenhalt bei ANSA als die „große Familie“. Wir sind genau das, Verbindungen und Zugehörigkeit. Es sind diese Verbindungen, der Austausch und Spirit, den wir noch hoffentlich lange und immer wieder von Neuem in die Zukunft tragen werden.

 

Autorin: Simone Beetz, ANSA-Gründungsmitglied 2011 und ANSA Insights Redaktion