An der Geschichte teilzunehmen bedeutet auch, ihre komplexesten Momente und die damit verbundenen Herausforderungen und Schwierigkeiten selbst zu erleben. In diesem elften Jahr, in dem wir als Netzwerk zusammenkommen, organisierte ANSA e.V. in Passau eine Konferenz inmitten einer globalen Pandemie, die das Leben von uns allen beeinflusst und verändert. Eine Pandemie, die grundsätzliche Fragen aufwirft, insbesondere auch für die internationale Zusammenarbeit. Wir von ANSA e.V. diskutieren und engagieren uns deshalb umso mehr für die dringenden Themen in Afrika und Deutschland, aber auch in der Welt im Allgemeinen. Dieses Mal fand die alljährliche ANSA-Konferenz unter dem Titel: „Brought together or driven apart by the crisis? Ubuntu as a way forward for politics, society, and economy (in and between Africa and Europe)“ statt.
Ubuntu als Idee für gemeinsames Engagement
Tatsächlich hat Ubuntu seine Wurzeln in traditionellen Bantu Gemeinschaften und basiert auf der Idee, dass jede Gesellschaft so etwas wie Gemeinsinn bzw. Solidarität braucht. Bei der Ubuntu Philosophie geht es somit im Allgemeinen um Menschlichkeit und Humanität. Zugleich wird Ubuntu verschiedentlich interpretiert. Viele afrikanische Millennials berufen sich aktuell in ihrem gesellschaftlichen Engagement auf Ubuntu, indem sie sagen: “I am because we are”. In diesem Sinne war es das Ziel der ANSA Konferenz in Passau im Herbst 2020, die Ubuntu Philosophie aus afrikanischen und europäischen Perspektiven zu betrachten und zu diskutieren. Es ging darum zu verstehen, ob Ubuntu ein gemeinsamer Weg vorwärts in den europäisch-afrikanischen oder afrikanisch-europäischen Beziehungen sein kann. Eine weitere Idee der Konferenz war zu untersuchen, welche Rolle Ubuntu in der Corona-Krise spielt.
Viel Diskussionsbedarf in Pandemie-Zeiten
Im Rahmen einer Reihe von Sessions mit lebhafter Diskussion wurde das Thema sowohl aus menschenrechtlicher, gesundheits- und wirtschaftspolitischer Perspektive beleuchtet, als auch im Zusammenhang mit sozialen Entwicklungen sowie Klima- und Flüchtlingspolitik. Das Themenspektrum war somit vielfältig. In der ersten Keynote Speech von Juliane Hoss ging es insbesondere darum, was Menschsein ausmacht, während die zweite Keynote Speech von Raphael Sartorius sich mit dem Mindset afrikanisch-europäischer Perspektiven auseinandersetzte. In der dritten Keynote Speech von Dr. Keith Hamaimbo wiederum stand ein holistischer Ansatz in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht im Mittelpunkt. Die Präsentationen der Konferenzteilnehmenden warfen dann einen Blick auf die aktuelle politische Situation in unterschiedlichen Ländern Subsahara Afrikas. Alle Themen waren somit mal stärker und mal weniger stark mit der Corona-Krise verbunden, denn diese begleitet uns seit Anfang 2020, und sie betrifft uns alle global und alle Lebensbereiche. Dabei zeigte sich neben allen Herausforderungen eine große Welle an ehrenamtlichem Engagement, Solidarität und Hilfe in Nachbarschaften und Regionen, ob nun auf dem afrikanischen oder europäischen Kontinent. Es stellte sich häufig die Frage, ob dieses gesellschaftliche Engagement ausbaufähig und nachhaltig sein kann – auch in anderen zentralen globalen Fragen.
Viel Gesprächsstoff auf der ANSA Konferenz
Organisatorische Herausforderungen und Blick in die Zukunft
Aufgrund der Corona-Krise galt es zudem, zahlreiche organisatorische Fragen für die diesjährige ANSA-Konferenz zu beantworten. Diese hätte fast dazu geführt, dass die gesamte Konferenz in den digitalen Raum verlegt worden wäre, wie bereits das Strategietreffen im April. Letztendlich gelang es aber unter großem Engagement einiger Vereinsmitglieder, sie dann doch vor Ort in Passau durchzuführen – natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften und nur in kleinem Rahmen mit insgesamt 40 Teilnehmenden. Für diejenigen, die nicht bei den Konferenz dabei sein konnten, gab es einen Livestream über die Webkonferenzplattform Zoom sowie über Facebook. Die Konferenz bot dadurch eine Reihe von Ansatzpunkten zum Ideenaustausch für alle Mitglieder des Vereins – alt wie neu – denn ANSA e.V. wächst immer weiter.
In diesem Zusammenhang bedankt sich ANSA e.V. wie immer beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), mit dem wir weiter eng verbunden sind und der ANSA finanziell und auf verschiedene Art und Weise bei der Organisation seiner Konferenzen unterstützt. Ohne diesen Support wäre ANSA e.V. nicht das, was es ist. Mit einer Tradition, die seit über einem Jahrzehnt besteht, und mit der treuen Unterstützung des DAAD zeigen wir, dass unser Ubuntu, also unsere Einheit in der Vielfalt, stärker ist als alle Herausforderungen.
Jetzt schaut ANSA e.V. nach vorne zur ANSA-Konferenz 2021, die gleichzeitig das zehnjährige Bestehen unseres Vereins markieren wird! Seit unserer formellen Gründung als Verein im Jahr 2011 haben wir mehr als 10 Konferenzen abgehalten, auf denen wir verschiedene Themen besprochen und viele Menschen miteinander verbunden haben. Schon jetzt freuen wir uns auf unser Jubiläum im nächsten Jahr, was der Konferenz einen ganz besonderen Stellenwert einräumen wird.
Autor*innen: Eduardo Felisberto Buanaissa (im ANSA e.V. Vorstand), Simone Beetz (ANSA e.V. Mitglied)