Kognitive Entwicklung im ländlichen Kamerun und städtischen Deutschland

Teilnehmer-Beitrag zur ANSA-Konferenz 2017 von Moritz Köster

Im Rahmen eines DAAD Auslandsstipendiums reiste ich Anfang 2017 ins ländliche Kamerun , um dort zu erforschen, wie Kinder im Vorschulalter  durch Beobachtung neue Handlungen lernen, wie sie Szenen beobachten und welche kreativen Ideen sie haben, wenn man sie nach der Verwendung einfacher Gegenstände fragt. Ziel war es, die Daten aus Kamerun mit weiteren Daten aus dem städtischen Japan und dem städtischen Deutschland zu vergleichen. Persönlich und auch als Wissenschaftler war diese Zeit eine faszinierende und einzigartige Erfahrung. Einerseits war ich überwältigt von dem fantastischen Land und den wunderbaren Leuten, andererseits wurde mir als kulturvergleichender Entwicklungspsychologe noch einmal ganz deutlich, wie unterschiedlich die Erfahrungswelten kamerunischer Kinder von denen deutscher und japanischer Kinder entfernt sind: Früh morgens wecken einen die Hühner, oder die Mutter, die schon zur Frühstückszeit Haushaltsaufgaben verteilt. Auch wenn die Schule hier ein wichtiger Lernkontext ist, so bleibt es für die Menschen vor Ort doch wichtiger, dass zur Erntezeit alle auf dem Feld mit anpacken und die Ernte gut ist oder dass es genügend regnet, damit es fließendes Wasser gibt. Ja, die kognitive Entwicklung verläuft anders in den drei verschiedenen Kulturen – auch wenn dieses Ergebnis nicht nur das Resultat unserer ausgeklügelten Fragestellungen war, sondern teilweise auch dadurch zutage kam, dass wir mit den von uns entwickelten Aufgaben total daneben lagen und diese nicht viel mit den Erfahrungen der Kinder vor Ort gemeinsam hatten.

 


Portrait_Moritz_KoesterMoritz ist in Deutschland geboren und hat Cognitive Science & Psychologie an der Universität Osnabrück studiert und in Psychologie an der Universität Münster promoviert. Aktuell arbeitet er als PostDoc an der Freien Universität Berlin. Er ist seit kurzem ANSA-Mitglied.